

Engagement für einen sichereren Bergbau geht zu Ende
Neun von zehn Bergbauunternehmen haben ihr Nachhaltigkeitsprofil nach einem dreijährigen Engagementprogramm des Active Ownership-Teams von Robeco verbessert.
Zusammenfassung
- Hohe Erfolgsquote bei der Ermutigung der Bergbaufirmen zu mehr Nachhaltigkeit
- Engagement konzentrierte sich auf Wasserrisiken, Absetzbecken und Stilllegung von Minen
- Die größten Fortschritte wurden im Bereich Wassermanagement erzielt; geringer war der Erfolg bei der Schließung von Bergwerken
Die Erfolgsquote ist Ergebnis von Gesprächen mit einigen der größten Bergbauunternehmen der Welt, die einige der begehrtesten Mineralien wie Eisenerz, Bauxit (Aluminiumerz) und Gold abbauen. Der Sektor wird immer wichtiger aufgrund der steigenden Nachfrage nach umweltfreundlichen Technologien wie Solarzellen, Windturbinen und Elektrofahrzeugen, die Metalle und Mineralien wie Lithium und Cadmium benötigen.
Dennoch weist der Bergbau eine der schlechtesten Sicherheitsbilanzen aller Industriesektoren auf. Dies wurde 2015 und 2019 anlässlich von Unglücken bei Absetzbecken in Brasilien mit Hunderten von Toten deutlich. Bergbautätigkeiten haben oft negative Auswirkungen auf die Landschaft, zerstören Ökosysteme und entziehen den lokalen Anwohnern knappe Wasserressourcen.
Ursprünglich stand Robeco von 2020 bis 2023 mit 14 großen Bergbauunternehmen auf vier Kontinenten im Dialog. Die Gespräche konzentrierten sich auf neun Ziele. Davon zielten drei auf das Management von Wasserrisiken ab, drei betrafen die Handhabung von Absetzbecken (in denen die Nebenprodukte des Bergbaus gesammelt werden) – und drei befassten sich mit der Stilllegung erschöpfter Minen.
Der Dialog mit vier Unternehmen wurde eingestellt. In zwei Fällen konnte der Dialog aufgrund des Krieges zwischen Russland und der Ukraine nicht fortgesetzt werden. Ein weiterer Fall wurde aufgrund eines schweren Umweltverstoßes an das Controversies Engagement-Programm von Robeco verwiesen. Der vierte Fall wurde auf das „Sustainable Development Goals“-Thema übertragen, wobei die Ziele des Dialogs auf soziale Aspekte und Governance-Fragen ausgeweitet wurden.
„Fast alle verbleibenden Unternehmen haben Risikomanagement in Bezug auf Wasser deutlich verbessert“, sagt Engagement Specialist Sylvia van Waveren, die das Thema drei Jahre lang leitete. „Erreicht haben sie dies durch bessere Grundsätze in Bezug auf den Umgang mit Wasser, Maßnahmen auf Ebene der Produktionsanlagen sowie einen Fokus auf Wasserverbrauch und Wasserqualität. Neun von zehn Unternehmen haben sich angemessene Leitlinien für das Wassermanagement gegeben. Außerdem legen jetzt acht von ihnen das Abschneiden ihrer Aktivitäten hinsichtlich wasserbezogener Kennzahlen offen.“
„Vor dem Hintergrund europäischer Vorschriften sind Verbesserungen bei der Senkung des Wasserverbrauchs und der Verringerung negativer Auswirkungen auf die Wasserqualität nach wie vor wichtig. Wir haben die Unternehmen aufgefordert, sich entsprechende Ziele zu setzen und über ihre Fortschritte bei der effizienten Nutzung, dem Recycling und der sicheren Wiederverwendung von Wasser zu berichten.“
„Allerdings muss der Festlegung solcher Ziele noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Nur sechs Unternehmen haben sich Ziele zur Erhöhung der Effizienz der Wassernutzung gesetzt, zwei weitere planen dies für die nahe Zukunft.
Fortschritte bei Absetzbecken
Nach zwei Katastrophen in brasilianischen Eisenerzminen ist die Sicherheit der Dämme von Absetzbecken zu einer Priorität geworden. Beim Bruch des Brumadinho-Damms im Jahr 2019 kamen rund 270 Menschen ums Leben, als eine Schlammlawine ausgelöst wurde, die Gebäude in der Umgebung überflutete. Zuvor waren im Jahr 2015 bei einem ähnlichen Vorfall 19 Menschen ums Leben gekommen, als der Samarco-Damm brach, was zu umfangreichen Überschwemmungen und Verschmutzungen führte.
Die von der Church of England geleitete Initiative „Investor Mining and Tailings“ wurde ins Leben gerufen, um den Fokus auf diesem gefährlichen Bereich und die Datenerfassung zu verbessern. „Im Hinblick auf die Frage der Sicherheit von Absetzbecken hat die Bergbaubranche positiv auf die weltweite Forderung nach mehr Transparenz im Anschluss an die beiden großen Dammbrüche in Brasilien reagiert“, sagt Van Waveren.
„In unserer Vergleichsgruppe legen inzwischen acht Unternehmen alle ihre in Betrieb befindlichen Anlagen zur Speicherung von Rückständen in der Global Tailings Database offen. Darüber hinaus haben sich neun Unternehmen verpflichtet, den Global Industry Standard on Tailings Management umzusetzen. Diese beschreibt die besten Verfahren zur Integration ökologischer, sozialer und technischer Aspekte.
„Unser Ziel, Absetzbecken mit hohem Risiko schrittweise abzuschaffen, hat jedoch weniger Anklang gefunden: Nur zwei Unternehmen haben sich verpflichtet, neue Anlagen zur Lagerung trockener Rückstände zu entwickeln. Fünf Unternehmen erwägen Maßnahmen zur Verringerung der Sicherheitsrisiken von als risikoreich eingestuften Dämmen. Um den Schutz der Umwelt und der Menschen zu gewährleisten, wird von jedem Unternehmen erwartet, dass es Ziele für die schrittweise Stilllegung oder den Rückbau seiner Absetzbecken mit hohem Risiko festlegt.“
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Enttäuschendes Fazit bei der Stilllegung von Anlagen
Das Engagement im Hinblick auf die Stilllegung von Bergbauanlagen war weniger erfolgreich als in Bezug auf den Umgang mit Wasser und Absetzbecken. Die Unternehmen waren gebeten worden, die Stilllegungsmaßnahmen in ihre Geschäftspläne für die Bergwerke zu integrieren. Dies sollte auch die Planungsprozesse für das Ende der Nutzungsdauer betreffen. Darüber hinaus wurden sie aufgefordert, zweckgebundene finanzielle Vorkehrungen zur Abdeckung der Kosten für die Rekultivierung zu treffen, mit der die Auswirkungen auf Tierwelt, Boden und Wasserqualität behoben werden sollen.
„Hier waren unsere Ergebnisse uneinheitlich. Nur ein Unternehmen hat bei den drei Teilzielen zu Aspekten der Stilllegung von Anlagen gut abgeschnitten“, sagt Van Waveren. „Dieses Unternehmen zeichnete sich dadurch aus, dass es für alle seine Bergwerke Schließungspläne aufstellte, noch bevor mit dem Bau begonnen wurde.“
„In diesen Plänen wurden die Schritte festgelegt, die während der Nutzung des Bergwerks unternommen werden müssen, um eine effektive und umweltverträgliche Beendigung des Betriebs zu erreichen. Dazu zählen auch die Sanierung des umliegenden Gebiets und der Schutzes der Wasserressourcen. Außerdem hat das Unternehmen seine Standards für die Stilllegung von Minen durch Ernennung eines neuen Vice-President of Closure and Governance im Jahr 2022 erhöht.“
„Generell haben wir jedoch festgestellt, dass die finanziellen Vorkehrungen für die Stilllegung von Minen in den Jahresberichten viel besser offengelegt werden müssen.“
Initiative „Mining 2030“
Auch wenn das Engagement zu dem Thema abgeschlossen ist, wird weiter daran gearbeitet, die Bergbauindustrie sicherer und nachhaltiger zu machen. Im Januar 2023 wurde von Investoren, NGOs und den Bergbauunternehmen selbst eine globale Initiative mit dem Namen Mining 2030 ins Leben gerufen, um die Nachhaltigkeitsstandards bis zum Ende dieses Jahrzehnts anzuheben.
Im Rahmen von „Mining 2030“ wird eine ehrgeizige Agenda entwickelt, die sicherstellen soll, dass die wachsende Nachfrage nach Mineralien für Produkte wie Elektroautos weder den Menschen noch der Umwelt schadet. Die Initiative wird sich mit den wichtigsten systemischen Risiken befassen, welche die Fähigkeit des Bergbausektors bedrohen, die steigende Nachfrage nach Mineralien für den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft zu befriedigen. Dabei gilt der Grundsatz, dass es „ohne Bergbau keine Energiewende geben kann“.
Zu den Schwerpunkten der Initiative gehören die Auswirkungen des Bergbaus bezüglich Biodiversität und Klimawandel, Korruption in der Branche, die Hinterlassenschaften von Bergbauaktivitäten sowie Rekultivierung, außerdem das Risikomanagement im Bereich Wasser, der Abbau von Bodenschätzen am Meeresboden und viele andere wichtige Themen.
„Wir gehen davon aus, dass wir eine aktive Rolle in der Initiative spielen werden, die zur Identifizierung von globalen Best Practice-Standards und mehr Transparenz im Bergbausektor führen wird“, schließt Van Waveren.