

Neue Kennzahlen sorgen für neues Leben und Kapital im Biodiversity Investing
Anleger traten bisher im Bereich der Biodiversität zögerlich auf, doch mit der Veröffentlichung des wegweisenden Rahmenwerks der Taskforce on Nature-related Financial Disclosure dürften sich die Anlagedynamik und -ströme hier ändern.
Zusammenfassung
- Kritiker geben an, Biodiversität sei zu komplex, um sie effektiv zu messen
- TNFD-Rahmenwerk schärft sektoralen Fokus und Datenmetriken
- Anleger erkennen jetzt Vorreiter für Biodiversität besser
Die Zerstörung der Natur schreitet mit alarmierender Geschwindigkeit voran. Die Statistiken sind erschütternd, und obwohl die Dringlichkeit durchaus bekannt ist, hat das Thema Biodiversität mit großen Herausforderungen zu kämpfen, die Dynamik und Fortschritte behindert haben. Kritiker behaupten, dass Biodiversität zu umfassend und zu komplex sei, um sie effektiv zu messen. Zudem waren die Unternehmen bisher unsicher, worüber sie berichten sollten. Durch eine derartige Unklarheit reduziert sich Biodiversität zu einem vagen Thema, das für undurchsichtige Wissenschaft, widersprüchliche Daten und unbegründete Behauptungen anfällig ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass viele den Biodiversitätsverlust als Umwelt- und nicht als Wirtschaftsproblem betrachten. Eine Ironie des Schicksals, wenn man bedenkt, dass der Übergang in eine naturverträgliche Wirtschaft bis 2030 mit 10 Billionen USD an Geschäftsaktivitäten veranschlagt wird. 1
Doch die Schwierigkeiten lassen mit den bahnbrechenden Leitlinien der TNFD nach. Die neuen Empfehlungen der TNFD zur Berichterstattung, die Ende 2023 offiziell vorgelegt wurden, stellen eine Zusammenarbeit zwischen Fachleuten aus Wissenschaft und Industrie und die erste gemeinsame Anstrengung dar, um Ordnung in ein Umfeld aus uneinheitlichen Kennzahlen und fragmentierter Offenlegung zu bringen.
Als weltweit anerkanntes Rahmenwerk stellt die TNFD eine kritische und glaubwürdige Verbindung zwischen den kommerziellen Aktivitäten der Unternehmen und den wissenschaftlich ermittelten wesentlichen Faktoren für den Biodiversitätsverlust her. Konkret werden den Unternehmen sektorspezifische KPIs zur Verfügung gestellt, die sie erheben und offenlegen müssen. Um die Aufmerksamkeit auf die Wirtschaftsbereiche zu lenken, die am stärksten mit der Natur verbunden sind, konzentriert sich die TNFD auf die „prioritären Sektoren“, d. h. auf jene mit den größten naturbezogenen Abhängigkeiten, Risiken und Auswirkungen.
Standardisierte KPIs in besonders belastenden Sektoren sollten die Vergleichbarkeit erleichtern und die Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörden sowie die Investitionsströme auf Unternehmen und Branchen lenken, die in der Lage sind, den größten Wandel zu bewirken und den größten Nutzen zu bringen.
Abbildung 1 – Fünf wesentliche Ursachen für den Verlust an Biodiversität

Quelle: IPBES, Robeco 2025.
Biodiversity Equities D EUR
- performance ytd
- -0.32%
- Performance 3y
- 0.00%
Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.
Von der Berichterstattung zur Investition
Das TNFD-Rahmenwerk ist ein Instrument zur Berichterstattung, das eine Investmentanalyse fördert, aber nicht bereitstellt. Die „Biodiversitätsampel“ von Robeco hingegen ist ein von unseren SI-Analysten ausgearbeitetes eigenes Rahmenwerk zur Bewertung der sektorspezifischen Biodiversitätsleistung, das in Anlageportfolios integriert werden kann.
Das Rahmenwerk umfasst zahlreiche Indikatoren – von Unternehmensangaben bis hin zu unseren internen SDG-Scores und branchenspezifischen Datensätzen –, die mit den ursächlichen Faktoren des Naturverlusts verknüpft sind und mit den Empfehlungen der TNFD übereinstimmen. 2
Wie bei Aktien werden sowohl die aktuelle Performance als auch die künftige Strategie zur Bewertung der Biodiversitätsleistung herangezogen. Die künftige Performance bewertet die Zusagen der Unternehmen, ihre Auswirkungen mit wesentlichen, quantifizierten und zeitgebundenen Zielen zu verringern. Die Performance der Unternehmen wird in einer Abstufung angegeben, die von „angeglichen“ und „dabei anzugleichen“ über „teilweise angeglichen“ bis hin zu „nicht angeglichen“ reicht. Diese Art der Ausrichtung spiegelt die vorausschauende und kontinuierliche Entwicklung beim Übergang zu einer naturverträglichen Wirtschaft wider.
Abbildung 2 – Das Ampelsystem von Robeco

Um ein Vorreiter des Übergangs zu werden, muss ein Unternehmen eine aktuelle Performance und Zukunftspläne aufweisen, die als durchschnittlich bis stark eingestuft werden. Wenn die aktuelle und die künftige Performance eines Unternehmens schwach sind, wird es als „nicht angeglichen“ bewertet. Teilweise angeglichene Unternehmen weisen sowohl Stärken als auch Schwächen in der aktuellen und künftigen Performance auf.
Quelle: Robeco, 2025.
Geschärfter Fokus auf Investitionen
Die Strategie Biodiversity Equities von Robeco zielt darauf ab, Renditen von Unternehmen zu erzielen, die in erheblichem Maße von den Leistungen der Natur abhängig sind und die in deren Schutz und Optimierung investieren. Das Anlageuniversum der Strategie basiert auf Unternehmen in den prioritären Sektoren der TNFD und nutzt die Biodiversitätsampel von Robeco, um die Lösungsanbieter und Vorreiter des Übergangs zu erkennen.
Zielgerichtete Lösungen
Anbieter von Biodiversitätslösungen sind Unternehmen, deren Produkte oder Aktivitäten einen positiven Beitrag zum Schutz und zur Wiederherstellung der Natur und zur Verringerung der ursächlichen Faktoren für ihren Verlust leisten.
Ein gutes Beispiel ist Valmont Industries, das Präzisionsbewässerungssysteme herstellt, die die Bodenfeuchtigkeit und den Nährstoffgehalt optimieren. Im Vergleich zur herkömmlichen Flutbewässerung können die Systeme von Valmont den Wasserverbrauch um bis zu 40 % senken und so den Abfluss und den Nährstoffverlust minimieren. 3Eine optimierte Bewässerung erhöht die Ernteerträge und verringert die notwendige Ausbreitung landwirtschaftlich genutzter Flächen sowie den Bedarf an chemischen Düngemitteln und Pestiziden.
Tomra ist ein weiteres Beispiel. Dessen Rücknahmeautomaten bieten Einzelhandels- und Industriekunden eine bequeme Behälterrücknahme. Gleichzeitig verbessern seine Sortiertechnologien die Erkennung und Wiederverwertung von Recyclingmaterial in industriellen Abfallströmen. Das Unternehmen recycelt jährlich 49 Milliarden Plastikflaschen in über 60 Ländern und trägt so dazu bei, die Umweltbelastung durch die jährlich produzierten 430 Millionen Tonnen Kunststoff zu verringern. 4,5 Tomra trägt ebenso bereits im Vorfeld zum Schutz der Biodiversität bei, da weniger Rohstoffe benötigt werden.
Abbildung 3 – Investieren mit Wirkung

Die Strategie Biodiversity Equities von Robeco investiert in Unternehmen, die Lösungen zur Eindämmung des Verlusts und zur Wiederherstellung der Biodiversität entwickeln, sowie in Vorreiter des Übergangs, also Unternehmen in Branchen mit hohen Umweltauswirkungen, die bedeutende Anstrengungen in diesem Bereich unternehmen.
Quelle: Robeco, 2025.
Vorreiter des Übergangs
Vorreiter des Übergangs sind Unternehmen, die in der Regel ressourcenintensiv und in besonders belastenden Sektoren tätig sind. Sie sind zwar für Biodiversitätsrisiken verantwortlich, arbeiten aber auch aktiv daran, deren Auswirkungen zu mindern. Zu den bemerkenswerten Beispielen gehören Danone und die Lerøy Seafood Group, die beide eine Angleichung oder deutliche Fortschritte auf dem Weg an die Biodiversitätsampel von Robeco vorweisen können.
Danone gehörte zu den ersten großen Lebensmittelunternehmen, die sich der regenerativen Landwirtschaft verschrieben haben und ihre Zulieferbetriebe dazu drängten, sich auf Bereiche wie die Wasser- und Bodenqualität, eine geringere Erosion und Fruchtfolgen zu konzentrieren. Das Unternehmen expandiert auch in pflanzenbasierte Produktlinien für Proteine mit einem kleineren ökologischen Fußabdruck als Alternative zu fleischbasierten Sorten mit größerem ökologischen Fußabdruck. Danone hat sich außerdem verpflichtet, bis 2030 keine Wälder abzuholzen, und nutzt Zertifizierungen Dritter und Satellitenüberwachung, um Landnutzungsänderungen in seinen eigenen Betrieben und bei seinen Lieferanten zu überprüfen und zu verfolgen.
Die Lerøy Seafood Group gehört zu den Spitzenreitern bei den globalen Fischgesundheitsindizes und ist MSC- und ASC-zertifiziert. Das Unternehmen schneidet bei unabhängigen Bewertungen der Qualität des Meeresbodens und des Meerwassers sowohl in seinen Meeres- als auch in seinen Landfarmen hervorragend ab.6Die Futtermittelzutaten des Unternehmens sind vollständig rückverfolgbar auf nicht abgeholzte und nachhaltig bewirtschaftete Flächen. Lerøy investiert weiterhin stark in nachhaltige und kreislauforientierte Futtermittel wie Mikroalgen, Seetang und Muscheln, um seinen ökologischen Fußabdruck weiter zu verkleinern. Das Unternehmen hat sich außerdem mit dem Active-Ownership-Team von Robeco auf ein dreijähriges Engagement mit messbaren Meilensteinen während der Laufzeit geeinigt.
Abbildung 4 – Anlagechancen zur Veranschaulichung

Quelle: Robeco, 2025.
Fazit
BloombergNEF weist auf eine jährliche Finanzierungslücke von fast 1 Billion USD bis 2030 hin.7 Instrumente wie die TNFD und die Biodiversitätsampel sollten dazu beitragen, die Dynamik und Investitionen in diesem Bereich zu beschleunigen, indem sie Unternehmen, Regulierungsbehörden und Anlegern die Hilfsmittel bieten, um die mit der Nutzung natürlicher Ressourcen verbundenen Risiken, Chancen und Auswirkungen effizient zu evaluieren.
Neben der Kapitalmobilisierung zielt die Biodiversitätsstrategie darauf ab, positive Portfoliorenditen zu erzielen. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Beteiligungen mit der Bewältigung von Biodiversitätsrisiken besser positioniert sind, um künftige Risiken wie Ressourcenknappheit und strenge Vorschriften zu bewältigen. Strategische Voraussicht in Kombination mit einer disziplinierten Aktienauswahl und Risikoüberwachung bietet den Kunden die Möglichkeit, ihr Finanzkapital zusammen mit dem Naturkapital zu vermehren und so eine Performance zu erzielen, die sowohl resilient als auch regenerativ ist.
Fußnoten
1 Weltwirtschaftsforum, „New Nature Economy Report II: The Future of Nature and Business.“ Juli 2020.
2 Beispiele für diese KPIs sind biophysikalische Größen wie Wasserverbrauch, Luftverschmutzung (ohne Treibhausgase) und Erzeugung gefährlicher Abfälle sowie Näherungswerte für die Auswirkungen auf die Natur, z. B. Einnahmen aus dem Verkauf des Fleisches von Wiederkäuern (für Landnutzungsänderungen) und die Beschaffung erneuerbarer oder recycelter Materialien (für den Ressourcenverbrauch).
3 Website des Unternehmens Valmont Industries
4 Website des Unternehmens Tomra
5 UNEP, „Turning off the tap: How the world can end plastic pollution and create a circular economy.“ Mai 2023.
6 Marine Stewardship Council (MSC) und Aquaculture Stewardship Council (ASC)
7 BloombergNEF, Factbook 2024. „The gap between actual biodiversity financing flows and future needs is USD 942 billion.“
Wichtiger Hinweis:
Die dargestellten Unternehmen dienen nur zur Veranschaulichung der Anlagestrategie zum angegebenen Datum. Die Unternehmen sind nicht notwendigerweise Teil der Strategie, und ihre künftige Integration ist nicht garantiert. Es handelt sich hierbei weder um eine Kauf-, Verkaufs- oder Halteempfehlung, noch soll ein Rückschluss auf die zukünftige Entwicklung des Unternehmens gezogen werden.
Bleiben Sie über die neuesten Einblicke ins Sustainable Investing auf dem Laufenden
Melden Sie sich für unseren Newsletter an und erfahren Sie, welche Trends das Sustainable Investing prägen.