

Innovation bleibt Wachstumsmotor
Trotz weltweiter Unsicherheit florieren Innovationen. Künstliche Intelligenz (KI), Kernfusion und Quanteninformatik erzielen rasante Fortschritte, fördern erhebliche Investitionen und Automatisierung, verändern Branchen und generieren Einnahmen.
Zusammenfassung
- Innovation bleibt der wichtigste Faktor des Wirtschaftswachstums
- Künstliche Intelligenz kommt trotz Marktturbulenzen voran
- Durch geopolitische Spannungen rücken Automatisierung und Cybersicherheit wieder in den Fokus
Der sich abzeichnende Handelskrieg verstärkt zwar die Unsicherheit über die Weltwirtschaftsordnung und versetzt die Märkte in Aufruhr. Aber die Fähigkeit der Menschheit, durch Innovation Hürden zu überwinden, bleibt davon unangetastet. Von der Getreidemühle im Agrarzeitalter bis zum integrierten Schaltkreis im Informationszeitalter erfindet die Menschheit die Welt um uns herum ständig neu. Der verstorbene Wirtschaftswissenschaftler Robert Solow stellte einst fest: „Innovation ist die treibende Kraft hinter nachhaltigem Wirtschaftswachstum. Ohne neue Ideen stagniert die Wirtschaft.“ Auch wenn makroökonomische Faktoren manchmal technologische Investitionen beschleunigen oder aber verhindern können, so geht die Reise doch unaufhaltsam weiter.
Die jüngsten Entwicklungen in den Bereichen künstliche Intelligenz (KI), Kernfusion und Quanteninformatik belegen, dass sich das Innovationstempo erhöht. Vor allem die Investitionen und Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz wurden von den Marktturbulenzen nicht behindert, da Unternehmen und Länder gleichermaßen um einen Vorsprung kämpfen. Fortschritte in der Automatisierungs- und Robotertechnologie werden bei den erneuten Bemühungen um eine Rückverlagerung der Produktion ins Inland ebenfalls entscheidend sein. Zugleich rücken die zunehmenden geopolitischen Spannungen die Cybersicherheitssysteme stärker in den Mittelpunkt, da die Risiken für kritische Infrastrukturen zunehmen.
KI sorgt für erhebliche Veränderungen in verschiedenen Branchen und gestaltet die Zukunft der Technologie neu. Auch wenn Aktien 2025 bisher ins Stocken geraten sind, hat der globale Wettbewerb zu weiteren Investitionen in neue KI-Modelle, digitale Infrastrukturen und neue Anwendungen geführt. Demis Hassabis, CEO von Google DeepMind, erklärte auf dem Weltwirtschaftsforum im Januar, das Unternehmen sei auf dem besten Weg, noch 2025 KI-entwickelte Arzneimittelkandidaten in klinische Studien einzubringen. Etwas banaler, aber nicht minder wichtig ist, dass KI-Agenten von der bloßen Beantwortung von Fragen zum Handeln übergehen werden, da die Technologie ihre produktivitätssteigernde Wirkung entfalten soll.
Die Grundlagen schaffen
Während Anleger besorgt waren, dass sich das Tempo der Investitionen in die KI-Infrastruktur nach der Veröffentlichung des DeepSeek-Modells in China im November 2024 verlangsamen könnte, hat der zunehmende Einsatz von KI-Anwendungen die Investitionspläne nach oben getrieben. Morgan Stanley schätzt, dass die weltweiten Investitionsausgaben für Cloud-Computing sich im Jahr 2025 auf 353 Mrd. USD belaufen werden, also um fast 38 Mrd. USD höher als die vorherige Schätzung liegen. KI hat auch zu einer Beschleunigung der Aktivitäten im Risikokapitalbereich geführt, da die Finanzmittel für diesen Sektor laut CB Insights im Jahr 2024 um 79 % auf über 100 Mrd. USD anstiegen.
KI-Agenten bei der Arbeit nutzen
Die künstliche Intelligenz befindet sich zwar noch in einer frühen Einführungsphase, aber die Technologie generiert bereits bedeutende Einnahmen. So meldete Microsoft im Januar dieses Jahres, dass der jährliche KI-Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 175 % auf 13 Mrd. USD gestiegen ist. In nur zwei Jahren seit der Markteinführung von ChatGPT hat OpenAI im Jahr 2024 einen Umsatz von 3,7 Mrd. USD erzielt, womit das junge Unternehmen zu den 20 weltweit größten Softwareunternehmen gehört. KI beschleunigt zudem das Wachstum kleinerer Unternehmen. Nach Angaben des Zahlungsdienstleisters Stripe benötigen KI-Start-ups im Jahr 2024 im Durchschnitt 24 Monate, um einen Jahresumsatz von 5 Millionen USD zu erzielen, verglichen mit 37 Monaten für Start-ups im Bereich Software-as-a-Service (SaaS) im Jahr 2018.
Abbildung 1: Start-ups in den Bereichen SaaS und KI: Durchschnittliche Zeit bis zum Meilenstein beim annualisierten Umsatz

Quelle: Strip, Februar 2025
KI-Agenten und technische Anwendungen, die Maßnahmen ergreifen können, anstatt nur Fragen zu beantworten, dürften den Trend fortsetzen. Diese KI-Agenten werden in bestehende Software integriert, um Aufgaben zu automatisieren, die häufig mit der Dateneingabe oder der manuellen Integration von Informationen aus verschiedenen Anwendungen verbunden sind. McKinsey schätzt, dass KI die Automatisierung von bis zu 70 % der Geschäftstätigkeiten realisieren könnte.
Digital Innovations I EUR
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Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.
US-Investitionen in technologische Produktionsanlagen stiegen innerhalb von vier Jahren um das 15-fache
Vor Ort produzieren
Produktionsengpässe, Arbeitskräftemangel und Sicherheitserwägungen haben das Interesse an Automatisierung und der Rückverlagerung der Produktion in die Nähe des eigenen Landes erneuert, lange bevor US-Präsident Trump seine beispiellosen Einfuhrzölle einführte. Zwar ist der Wunsch nach einer Wiederbelebung der heimischen Produktion nicht neu, doch wurden bis vor kurzem weniger umfangreiche Investitionsausgaben getätigt. In den USA haben sich die Investitionen in Produktionsanlagen in den letzten vier Jahren mehr als verdreifacht und betrugen 2024 fast 235 Mrd. USD. Nach Angaben des Peterson Institute for International Economics investierten die USA 2024 mehr in technologische Produktionsanlagen als in den 20 Jahren zuvor insgesamt. Wichtig ist, dass diese Zahlen nur die Bauten und Anlagen umfassen, nicht aber die in der Produktion verwendeten Investitionsgüter. Angesichts der typischen Verzögerung zwischen dem Bau und der Ausstattung neuer Standorte mit Maschinen und Arbeitskräften sind die Weichen für eine Beschleunigung der Ausgaben für Robotik, Automatisierung und Investitionsgüter gestellt. Obwohl die Trump-Regierung ihren Schwerpunkt auf Zölle statt auf Fiskalpolitik gelegt hat, um die Produktion anzukurbeln, sind viele wichtige Investitionen bereits eingeleitet worden.
Abbildung 2: Private Bauausgaben für Produktionsanlagen in den USA

Quelle: US Census Bureau, Januar 2025
Das Aufkommen intelligenter Roboter
Mit diesen Investitionen sollen nicht nur neue Kapazitäten geschaffen, sondern auch der Fertigungsprozess modernisiert werden. Industrielle Automatisierungssysteme verbessern nicht nur die Gewinnspanne durch höhere Effizienz, sondern gehen auch ein kritisches Problem an – den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, da die Belegschaft immer älter wird. Nach Angaben von Deloitte und The Manufacturing Institute könnten in den kommenden zehn Jahren 1,9 Millionen Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe unbesetzt bleiben, wenn die Probleme mit jungen Menschen nicht angegangen werden.1 Deshalb hat die Robotik ihren stetigen Vormarsch in den Betrieben fortgesetzt. In den vergangenen fünf Jahren ist die weltweit installierte Anzahl von Industrierobotern mit einer stetigen Wachstumsrate von 11,3 % gewachsen.
Es nicht gibt nur immer mehr Roboter, sondern sie werden auch immer intelligenter. Bei einer Präsentation im Januar 2025 erklärte Jensen Huang, CEO von NVIDIA, dass die Robotik eine „Mehrere Billionen USD schwere Chance“ sei, als das Unternehmen seine Cosmos-Modellplattform für das ankündigte, was das Unternehmen als „physische KI“ bezeichnet. KI in Verbindung mit Fortschritten im Maschinenbau hat auch die Hoffnung auf die Entwicklung humanoider Roboter geweckt, die darauf trainiert werden könnten, in verschiedenen Umgebungen statt an festen Orten zu arbeiten. CB Insights stellt fest, dass sich die Venture-Investitionen in die industrielle humanoide Robotik 2024 auf 1,2 Milliarden USD verdreifachen werden.
Jensen Huang, CEO von NVIDIA erklärte, dass die Robotik eine „Mehrere Billionen USD schwere Chance
Derzeit werden Roboter entweder von Menschen gesteuert oder folgen einer vordefinierten Programmierung. Neuerdings erlaubt die autonome und halbautonome Robotik dynamische Aktionen, die die Umstände und Echtzeitbedingungen berücksichtigen. Wenn sie von der menschlichen Steuerung lernen und die Daten von Sensoren und Kameras aufnehmen, kann die Roboterproduktion effizienter und flexibler werden. So wurde beispielsweise das RT-2-Modell von Google DeepMind sowohl mit roboterspezifischen Daten als auch mit Daten aus dem Internet trainiert. Mit diesem System können mit Bildverarbeitung ausgestattete Roboter Aufgaben ausführen, die nicht vorprogrammiert waren.
Abbildung 3: Roboterarm von Google DeepMind führt Aufgaben aus, die nicht in vordefinierten Anweisungen enthalten sind

Quelle: Google DeepMind, 2024
Sicherheit gewährleisten
Durch die zunehmende Digitalisierung, fragmentierte Systeme und wachsende geopolitische Spannungen hat sich nach Angaben des Internationalen Währungsfonds die Zahl der Cyberangriffe in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt. Es ist alarmierend, dass sich Cyberangriffe zunehmend gegen Regierungsnetze und kritische Infrastrukturen richten. Obwohl der digitale Wandel das Potenzial für mehr Effizienz bietet, sind vernetzte Systeme einer zunehmend feindlichen Cyberbedrohungslage ausgesetzt. KI sieht zwar zwar anpassungsfähigere und effizientere Sicherheitssysteme vor, aber auch böswillige Akteure haben sich als geschickt erwiesen, diese Technologie zu nutzen. Auch die jüngsten Durchbrüche in der Quanteninformatik haben Befürchtungen geweckt, dass die Technologie die bestehenden Verschlüsselungsalgorithmen überwinden könnte. Angesichts der Tatsache, dass Cybersicherheit weiterhin höchste Priorität genießt, prognostiziert IDC, dass sich die weltweiten Ausgaben für diesen Sektor leicht von 13 % Wachstum im Jahr 2024 auf 14 % im Jahr 2025 beschleunigen und dann 274 Mrd. USD erreichen werden.
Die Kosten der Nachlässigkeit bei der Cybersicherheit steigen
Die Kosten der Nachlässigkeit steigen ebenfalls, da Cyberangriffe messbaren Schaden anrichten. Laut einer Analyse der Allianz stieg die Zahl der Fälle von gestohlenen Daten bei Cyberversicherungsschäden über 1 Mio. EUR von 40 % im Jahr 2019 auf mehr als 77 % im Jahr 2023. Nach Schätzungen des Weltwirtschaftsforums dürften die Gesamtkosten der Cyberkriminalität von 6 Billionen USD im Jahr 2021 auf 10,5 Billionen USD im Jahr 2025 steigen.
Infrastruktur, eine Frage der nationalen Sicherheit
Cyberbedrohungen sind auch auf der nationalen Sicherheitsagenda weiter nach oben gerückt, da hinter einer Vielzahl der jüngsten Angriffe offenbar staatlich unterstützte Akteure stecken. Nach Angaben der US Cybersecurity & Infrastructure Security Agency drangen beispielsweise im Dezember 2024 staatlich finanzierte chinesische Hacker in das Netzwerk des US-Finanzministeriums ein, stahlen Dokumente und griffen sogar auf den Computer von Finanzministerin Janet Yellen zu. Laut dem Center for Strategic International Studies haben Regierungen auf der ganzen Welt, darunter Deutschland, Kanada, Japan und das Vereinigte Königreich, im vergangenen Jahr ähnliche staatlich geförderte Cyberangriffe gemeldet.
Besorgniserregend ist ebenso, dass kritische Infrastrukturen angegriffen werden. Anders als bei der auf Profit ausgerichteten Cyberkriminalität oder bei der Spionage zur Erlangung von Staatsgeheimnissen drohen bei Angriffen auf die Infrastruktur schwerwiegende Beeinträchtigungen. In einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen warnen Sachverständige davor, dass Cyberangriffe auf die Infrastruktur nicht nur den Alltag, sondern auch die Reaktionsfähigkeit im Falle eines militärischen Konflikts stören könnten. In diesem Sinne gab das US Federal Bureau of Investigations im Januar 2024 bekannt, dass die Behörde Schadsoftware extrahiert hat, die nach Angaben der USA in die Netzwerke von Kommunikations-, Transport- und Energiezentren eingeschleust wurde.
Fußnote
1 Taking charge: Manufacturers support growth with active workforce strategies, Deloitte, April 2024
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